Wie können Unternehmen die KI-Kompetenzpflicht gemäß Art. 4 der KI-VO erfüllen?
Seit dem 2. Februar 2025 gilt Artikel 4 der KI-Verordnung (Verordnung (EU) 2024/1689), auch AI Act genannt, die Anbieter und Nutzer von KI-Systemen verpflichtet, ein angemessenes Maß an Wissen und Kompetenz bei Mitarbeitern und anderen Personen sicherzustellen, die an der Entwicklung, Implementierung und Anwendung von KI-Systemen beteiligt sind.
Für Unternehmensjuristen bedeutet dies, dass sie einen einheitlichen und dokumentierten Ansatz für die sogenannte KI-Kompetenz entwickeln müssen.
Was versteht man unter KI-Kompetenz?
Es handelt sich dabei um Kompetenzen, die eine bewusste und verantwortungsvolle Nutzung von KI-Tools in einem Unternehmen ermöglichen.
Was bedeutet „KI-Kompetenz” in der Praxis?
Gemäß der KI-Verordnung müssen Organisationen, die KI-Systeme nutzen:
o ihren Mitarbeitern Zugang zu Wissen über die Funktionsweise und Grenzen der Systeme gewähren
o dafür sorgen, dass der Umfang der Schulungen auf die Rolle des Mitarbeiters abgestimmt ist (wir schulen einen Programmierer anders als einen Compliance-Spezialisten)
o Maßnahmen systematisch und wiederholbar (und nicht einmalig) durchführen
o die ergriffenen Maßnahmen dokumentieren (für eventuelle Kontrollen oder Audits)
Welche Maßnahmen sind notwendig, um sich an die KI-Kompetenz anzupassen?
Hilfe bietet unter anderem das Dokument „Living Repository of AI Literacy Practices”, das Beispiele für Implementierungen unter anderem bei IBM, Booking.com, Fastweb und SAS enthält. Praktische Ansätze lassen sich mit Hilfe von Tools wie Perplexity oder ChatGPT leicht analysieren, die dabei helfen, die wichtigsten Inhalte schnell zusammenzufassen.
Bewährte und empfohlene Methoden zum Aufbau von KI-Kompetenz in Unternehmen:
- Schulungsprogramme und Kurse zu KI-Kompetenzen:
- Live-Schulungen und Webinare (regelmäßig, einmalig, grundlegend, fortgeschritten)
- E-Learning-Kurse im Selbststudium
- Programme mit interaktiven Elementen, Gamification, rollenbasiert („role-based training”)
- Szenarien basierend auf realen Fällen
- Lehrmaterialien zum Thema künstliche Intelligenz:
- Podcast- und Videoserien
- interne Wissensdatenbanken (Wikis, Intranetportale)
- Verhaltenskodizes für KI.
- Unterstützende Strukturen
- Ausgewählte Mitarbeiter, die als Ansprechpartner fungieren – sogenannte AI Champions oder AI Ambassadors, die die Teams bei aktuellen Fragen und Aktivitäten unterstützen.
- Es ist möglich, verschiedene Bildungsformen und -kanäle zu kombinieren – z. B. regelmäßige Webinare, E-Learning und ein internes Dokument mit den Regeln für den Einsatz von KI.
Was sollte man im Zusammenhang mit der KI-Kompetenz beachten?
- Anpassung an die Rolle – der Wissensumfang sollte von der Position, der Erfahrung und dem Umfang des Kontakts der jeweiligen Person mit der KI-Technologie abhängen.
- Systematik – KI-Kompetenz ist keine einmalige Maßnahme, sondern ein Prozess. Sie sollte als Teil der Compliance behandelt werden, ebenso wie der Schutz personenbezogener Daten oder die Bekämpfung von Geldwäsche.
- Dokumentation von Maßnahmen – es ist wichtig, Nachweise für die Erfüllung der Verpflichtung zu sammeln, wie z. B.:
- Aufzeichnungen von Schulungen
- Wissenstests und Selbstbewertungsfragebögen
- Teilnehmerlisten und Zeitpläne für Bildungsprogramme zum Thema künstliche Intelligenz.
Was nun? KI-Kompetenz und die Pflichten von Unternehmensjuristen
Aus Sicht von Unternehmensjuristen lohnt es sich:
- die Bereiche zu identifizieren, in denen KI-Systeme (eigene oder von externen Anbietern bereitgestellte) in der Organisation eingesetzt werden
- zu analysieren, welche Mitarbeitergruppen der Verpflichtung zur Verbesserung ihrer KI-Kompetenz unterliegen
- den Interessengruppen die Notwendigkeit zu signalisieren, ein System zu implementieren, das die Anforderungen von Artikel 4 des AI Act erfüllt.
Wenn Sie Unterstützung bei der Konzeption oder Überprüfung eines AI-Literacy-Systems benötigen, melden Sie sich bei uns.